dietmar walther
37Ich saß in einem Straßencafé in Berkeley, als sich Marlena mit ein paar Freunden an einen Tisch in der Nähe von mir setzte. Marlena war eine gute Freundin von Claudia, welche gerade ihre kurze Freundschaft mit mir beendet hatte. Ich beobachtete Marlena über etwa 30 Minuten, während sie mich ignorierte und so tat, als hätte sie mich nicht bemerkt. Sie schützte sich vor Blickkontakt, indem sie sich eine Sonnenbrille aufsetzte, obwohl sie im Schatten saß und hatte es scheinbar vorgezogen, sich mit dem Gefühl des Unbehagens zu arrangieren, statt sich der Unannehmlichkeit zu stellen, die möglicherweise entstanden wäre, hätte sie sich mit der Situation auseinandergesetzt.

Ich überlegte, wie ich Marlena deutlich machen könnte, das ich bemerkt hatte, daß sie mich offensichtlich ignorierte. Mein Gedanke war, unpersönlich an sie heranzutreten, in einer Art, wie sie es nicht erwarten würde. Ich entschied, ihr Spiel zu spielen und so zu tun als würde ich sie nicht kennen.

Ich ging zu ihr hinüber mit einer Zigarette in der Hand, um sie nach Feuer zu fragen, wie ich jede andere Person im Café hätte fragen können. Als ich sie direkt ansprach, tat sie plötzlich so, als würde sie mich erst in diesem Moment erkennen (Rollenwechsel von unpersönlich zu persönlich) und wäre total überrascht, ja sogar hocherfreut mich zu sehen. Ich blieb unpersönlich, als wäre sie mir fremd, gab meiner Zigarette Feuer, bedankte mich und verließ das Café.

cafe performance