21.7.-25.7.2006, Kilianstr. 2-4, 33098 Paderborn

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Der Keller, die Intimität und die Kultur des Sehens (von Björn Vedder)

Die Arbeit Thomas Falkensteins geht davon aus, gleichsam abstrakte wie emotional stark besetzte Begriffe – hier den der Intimität – in eine Bildsprache zu übersetzen, die deren gesamte Spannkraft und Bedeutungsfülle sinnfällig werden lässt, so dass in der Rezeption Allgemeines in Besonderes, Gedachtes in Erfahrenes überführt wird.

Dazu konstruiert Falkenstein eine artifizielle Situation – in Spotting Jenny 2 die für das Model überraschende, sich, ohne Anweisung in Posen gesetzt, ausziehend fotografiert zu werden – die den prekären Moment, hier, sich vor einem Betrachter zu entblößen, leicht überhöht und so dramatisch in Szene setzt. Konsequent fügt Falkenstein die so entstandenen Aufnahmen in einen Loop aus 720 Einzelbildern, die jeweils für eine Sekunde auf eine Natursteinwand projiziert werden. Die Bilderfolge betont dabei die Dramaturgie der Situation, ihre Brechung die äußerste Fragilität der Begegnung.

Der Ort der Installation, ein sehr tief gelegenes und nur umwegig zugängliches Kellergewölbe, nimmt die Exklusivität des intimen Moments so auf, dass der Besucher gleichsam aus der alltäglichen Erfahrungswelt ent- und einer versteckten Begegnung zugeführt wird.

Dieser Weg zu Jenny, einem Abstieg in das Eigenste im Fremden gleich, erfolgt über schmale Stiegen und konfrontiert zunächst mit der weiblichen Scham als Körper, die auf vier in den Raum hinein positionierten Drucken zu sehen ist. Deren Einbettung in Wasserbecken und Beleuchtung durch das durch die Becken fallende Licht aber lässt im nur schimärischen Aufscheinen des Körpers den sexuellen Aspekt dieser Begegnung vergessen, an den nur die Schamhöhe der Becken flüchtig erinnert.

Die dann krönende Bilderserie nimmt den Moment der Scham in den Blicken Jennys wieder auf und eröffnet dem Betrachter den lustvollen wie gefährdeten, exklusiv intimen und beinah melancholisch erotischen Blick auf eine Frau, die sich entkleidet und aus deren Gesten die Kamera sichtbar und erfahrbar macht, was es heißt, wenn Körperlichkeit schamhaft, Lust unschuldig, der begehrende Blick kühl und gerade dadurch Anteil nehmend und Erotik züchtig ist. Falkensteins Installation macht Intimität sinnfällig und zeigt, inwieweit sie eine Kultur des Sehens ist.